Wir, die Bogengruppe der Lebenshilfe Hof, welche in Kooperation mit der Bürger- und Schützengesellschaft 1823 Naila e.V. den Bogensport ausübt, haben heuer wieder mit 9 Schützen und 7 Betreuern an einem Bogenturnier der besonderen Art in Herzogsägmühle teilgenommen.
Es handelt sich hierbei um ein Turnier für Menschen mit Handicap, also ausschließlich für Schützen mit geistigen, psychischen oder körperlichen Einschränkungen.
Am ganzen Wochenende, vom 25. bis 26.09.2021, lachte die Sonne vom Himmel und so herrschten hervorragende äußere Bedingungen für unser Turnier. Gegen 09:00 Uhr trafen sich alle Teilnehmer und Betreuer am Bogenplatz bei leichtem Morgennebel, wodurch sich bereits zu Beginn den Teilnehmern ein stimmungsvoller Einstieg in den Tag bot.
Wie immer wurden wir von den bereits anwesenden Schützen der anderen Einrichtungen sowie von den Vereinsmitgliedern der Herzogsägmühler Bogenschützen ganz herzlich begrüßt.
Nach der Anmeldung der Schützen und Begleiter konnte direkt mit dem Einschießen begonnen werden, ein wichtiger Aspekt für den späteren Wettstreit, da sich die Schützen hierbei auf die zu schießende Distanz sowie den Scheibenplatz einstellen konnten.
Gegen 10:00 Uhr eröffnete dann der „Häuptling“ des Gastgebervereins, wie er von allen liebevoll genannt wird, das Turnier und wünschte allen Schützen viel Freude, aber auch einen unfallfreien und erfolgreichen Tag. Nun wurden die Schützen und Begleiter in einzelne Gruppen mit bis zu 5 Schützen eingeteilt und das Turnier konnte beginnen.
In zwei unterschiedlichen Kategorien wurde geschossen, dem sogenannten FITA-Teil, bei welchem es gilt, auf eine Distanz von ca. 15 Metern die Zielscheiben mit einem Durchmesser von 60 cm möglichst in der Mitte zu treffen. Jeder Schütze muss dabei zehnmal 3 Pfeile schießen und kann somit ein maximales Ergebnis von 300 Ringen erreichen. Ringzahlen von 230 bis 250 Ringen sind bei den geübteren Schützen durchaus im Bereich des Möglichen.
Der zweite Teil fand in einem 3D-Parcours statt. Die BSH (Bogenschützen Herzogsägmühle) verfügen über ein riesiges, am Hang liegendes Waldgebiet mit mehr als 50 Tierfiguren, vom Erdmännchen bis hin zu einem Löwen oder Krokodil.
Durch die Hanglage und die teils üppige Vegetation gestaltet sich der Parcours als durchaus anspruchsvoll. Aufgrund der Gruppeneinteilung halten sich meist zwei oder mehr Gruppen im Parcours auf, weshalb bei jeder Gruppe ein Mitglied der BSH als Gruppenführer eingeteilt ist, welcher peinlich genau darauf achtet, dass die strengen Sicherheitsbestimmungen stets eingehalten werden.
Für die Schützen mit Handicap wurde jedoch auf die besonders schwierigen Passagen im Parcours verzichtet, nicht jedoch auf schwierige Ziele. So galt es beispielsweise, einen Rothirsch von einer Anhöhe herab auf eine Entfernung von ca. 50 Metern zu treffen. Die Schwierigkeit hierbei war der vorhandene „Schießkorridor“ welcher zum Teil nur ca. 3 Meter breit war. Jeder Schütze, der den Hirsch trifft, wird in die Gilde der „Hirschsteinträger“ aufgenommen, eine besondere Auszeichnung der Herzogsäg-mühler Schützen.
Nach ca. 2 Stunden im zum Teil unwegsamen Gelände waren alle 16 Ziele getroffen (oder auch nicht) und so mancher Pfeil wurde von der Vegetation verschlungen oder ging infolge eines Fehlschusses zu Bruch. Aber auch diese „Kollateralschäden“ konnten das positive Erlebnis dieser einzigartigen Veranstaltung nicht trüben.
Für die Wartezeit zwischen den beiden Turnierabschnitten hatten sich die Veranstalter noch ein weiteres Highlight einfallen lassen, einen Wettbewerb zwischen den einzelnen Gruppen. Hierbei mussten alle Teilnehmer der Gruppe inklusive des Gruppenführers auf eine Pyramidenscheibe schießen, deren Spitze den höchsten Wert, also 10 Punkte darstellt. Die Gruppe mit der besten taktischen Einstellung hatte dabei natürlich die Nase vorn. So schien es hier wenig sinnvoll, die „10“ treffen zu wollen, da die kleinste Abweichung zu einem Fehlschuss führen konnte. Ohne die Schützen der Lebenshilfe Hof besonders herausstellen zu wollen, ist dennoch an dieser Stelle anzumerken, dass die Plätze eins und zwei der Mannschaftswertung von unseren Schützen belegt wurden.
Während des gesamten Turniers wurden wir von den BSH wie immer bestens mit Kaffee und Kuchen, belegten Brötchen und alkoholfreien Getränken versorgt. Gegen 16:00 Uhr ging dann der sportliche Teil des Tages zu Ende und die Teilnehmer zogen sich in ihre Quartiere zurück, um sich für die Siegerehrung frisch zu machen.
Im Speisesaal und auf der Terrasse vor dem Saal fand dann die Siegerehrung statt, nachdem alle Teilnehmer mit leckerem Schweinebraten, Klößen und Rotkraut versorgt waren.
Auch für die Vegetarier hatte der Veranstalter bestens gesorgt, es gab Kässpätzle mit Röstzwiebeln und Salat. Damit war zumindest der kulinarische Höhepunkt des Tages erreicht und die offizielle Siegerehrung konnte beginnen.
Vom „Häuptling“ wurden wieder alle Schützen und Begleiter zur Siegerehrung willkommen geheißen, er dankte allen für den harmonischen Ablauf des Turniers und das gute und freundliche Miteinander unter den Schützen und Betreuern.
Jeder einzelne Schütze, egal ob Sieger oder Platzierter, erhielt einen von den Herzogsägmühler Werkstätten hergestellten Pokal und eine entsprechende Urkunde. Selbstverständlich freuten sich die Sieger über ihre Platzierung, aber entsprechend dem olympischen Gedanken von Special Olympics war niemand dem Anderen neidisch auf dessen sportlichen Erfolg. Die Frage, was wohl das Schönste an diesem Tag gewesen sei, wurde von allen so beantwortet:
„Wir hatten gemeinsam Spaß und Freude und kommen im nächsten Jahr bestimmt wieder!“
Mein besonderer Dank gilt dem veranstaltenden Verein mit all seinen „Möglichmachern“, welche mit viel Herzblut und Engagement für die Menschen mit Handicap diese Veranstaltung nun bereits zum 13. Mal durchgeführt haben. Die Schützen der Lebenshilfe Hof haben bisher an allen 13 Turnieren teilgenommen und wir werden sicher auch im nächsten Jahr wieder mit Freude zu unseren Freunden nach Herzogsägmühle kommen.
Es wäre im Interesse aller Bogenschützen mit Handicap wünschenswert, wenn unser schöner Sport zumindest bei Special Olympics Bayern als offizielle Sportart aufgenommen würde, da das Bogenschießen nicht nur für das körperliche, sondern auch für das mentale Gleichgewicht des Menschen von besonderer Bedeutung ist. Beim Bogenschießen werden Körper und Geist gleichermaßen trainiert.